Zur Übersicht NEWS
Erfahrungen mit Hörimplantaten in der Mittelohrchirurgie:
Bonebridge oder Soundbridge?
Dr. Bettinger aus Bad Homburg, Facharzt für HNO, spezielle HNO Chirurgie, plastische Operationen ist 1987 an der Universitäts-Klinik Tübingen zum ersten Mal mit den operativen Möglichkeiten der erweiterten Ohrchirurgie konfrontiert worden und wurde in Tübingen eingeführt. Dr. Bettinger berichtet aus seiner langen Erfahrung aus der Ohrchirurgie und klärt auf.
Schlechtes Hören kann alle Altersgruppen treffen.
Durch chronische Entzündung der Mittelohrräume und der angrenzenden, unterschiedlich belüfteten Räume und einer chronischen Schleimhauteiterungen (wie u.a. dem Cholesteatom) kann die Funktion des Mittelohrorganes, als Schallweitergabe-Organ massiv geschädigt werden, weil die Funktionskette von Hammer, Amboß und Steigbügel deutlich weniger oder keine mechanische Schallenergie mehr an das Innenohr gibt. Im Innenohr selbst kann sich eine sensorineurale Schwerhörigkeit entwickeln.
Grob gesagt lassen sich somit Hörstörungen in Schall-Leitungsstörungen und in Innenohrschwerhörigkeiten unterteilen. Wie schon erwähnt, finden wir neben den chronischen Erkrankungen der Mittelohren mit der möglichen Folge einer Schall-Leitungsschwerhörigkeit bei der Innenohrschwerhörigkeit u.a. einen Verlust/eine Schädigung von Haarzellen des Cortischen Organes des Innenohres, bedingt durch z.B. Alterungsprozesse, mögliche Lärmschäden oder auch durch abgelaufene Infektionserkrankungen, Stoffwechsel Veränderungen, Diabetes, Gefäß und Durchblutungsstörungen.
Die Chirurgie des Ohres hat und hatte immer die Aufgabe, einmal und vor allem die entzündliche Schleimhautvereiterung zu bekämpfen, weil auch die Gabe von Antibiotika die chronische Entzündung der Schleimhaut der Mittelohrräume u.U. nicht ausheilen kann und – wenn möglich – gleichzeitig eine Hörverbesserung zu erreichen.
Neben den klassischen Methoden der operativen Hörverbesserung mit seinem Wiederaufbau der nicht mehr für die Schalltransformation funktionierenden Kette von Hammer, Amboß und Steigbügel, die ja die Schallenergie an das Innenohr senden sollen, haben sich in den letzten Jahren weitere operative Möglichkeiten ergeben.
Welche Möglichkeiten gibt es jetzt...?
Wo ist der Unterschied zwischen einem normalen Hörgerät und was bedeutet ein Bonebridge oder Soundbridge System?
Bonebridge System
Eine dieser neueren, operativen Möglichkeiten zur Verbesserung der Schalltransformation kann bei einer Schall-Leitungsschwerhörigkeit [Mittelohr] ein sog. Bonebridge System sein, hier handelt es sich um ein zum Teil implantierbares Hörsystem, ein am Schädelknochen außen befestigtes System, das mittels eines externen Audioprozessors an ein eingesetztes Implantat akustische Signale sendet, die dann durch mechanische Schwingungen über den Knochen an das Innenohr gesendet werden.
Soundbridge System
Bei der Innenohr Schwerhörigkeit, die sicher auch auftreten kann, ohne dass entzündliche Veränderungen des Mittelohres vorliegen müssen, ist ggf. ein Soundbridge geboten. Hier handelt es sich um eine operative Vorgehensweise, bei der mit Hilfe eines sogenannten Transducer direkt über ein Verbindungskabel Schallimpulse nach direkter chirurgischer Ankopplung an Teile der Gehörknöchelchen im Mittelohr geleitet werden und der Schallimpuls über einen magneto-elektrischen, vibrierenden Zylinder auf das Innenohr übertragen wird. Also ein Mittelohrimplantat, das an der Gehörknöchelchen-Kette befestigt wird und die Knöchelchen in Schwingungen versetzt. So wird die Schallenergie auf die ovale Fensternische des Innenohres gegeben [die Membran, die die mechanische Energie an das Innenohr weitergibt].
So sind diese Ankopplungsmöglichkeiten und damit die Indikationsstellungen in den letzten Jahren deutlich erweitert worden. Allerdings setzt das Soundbridge eine erweiterte Operation des Mittelohres und der angrenzenden, individuell unterschiedlich belüfteten und angelegten Zellsysteme [dem Mastoid] voraus.
Beide Möglichkeiten sind sicherlich für den Patienten sehr hilfreich bei einer entsprechenden Klinik und einer entsprechenden Indikationsstellung. Es hat sich gezeigt, dass bei all den Patienten mit einer kombinierten ausgeprägten Schwerhörigkeit, also einer Schallleitungsschwerhörigkeit und einer Innenohrschwerhörigkeit, beide Systeme sinnvoll sein können, dies gerade dann, wenn ein normales Hörgerät nicht genutzt werden kann.
Ist bei einer ausgedehnten Operation des Ohres und der angrenzenden, unterschiedlich ausgeprägten und belüfteten Räume [dem Antrum und dem Mastoid], wie es bei z.B. einem Cholesteatom notwendig werden kann, die gesamte Gehörknöchelchen-Kette und angrenzender Knochen im Antrum und Mastoid entfernt worden, weil das Cholesteatom eine durch biologische Umwandlung der mehrreihigen, mucösen Schleimhaut des Mittelohres in ein mehrschichtiges Plattenepithels seine Dignität ändert und lokal den Knochen zerstört, wie z.B. bei einer Radikalohrhöhle mit auch der Resektion der hinteren Gehörgangswand, so kann ggf. sicherlich ein Bonebridge sinnvoll sein, wenn ein konventionelles Hörgerät nicht genutzt werden kann oder damit keine ausreichende Hörverbesserung erzielt werden kann.
All diese Informationen können natürlich eine ärztliche Beratung nicht ersetzen.
Deshalb ist es zu empfehlen, einen Termin in der Bad Homburger HNO Praxis Dr. Bettinger zu vereinbaren. Sie können unsere Praxis zu den jeweils angegebenen Zeiten unter 0 61 72 - 9 21 02 82 erreichen, wir freuen uns, wenn wir aus einer langen Erfahrung in der Ohrchirurgie heraus Ihnen helfen können.