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Tumorbiologie
Wie die Immuntherapie speziell gegen Kopf-Hals-Tumoren eingesetzt werden kann
Als HNO-Arzt mit jahrelanger Erfahrung umfasst das Behandlungsspektrum von Dr. Bettinger aus Bad Homburg alle Bereiche der operativen und konservativen Hals-, Nasen- und Ohren-Heilkunde. Neben der Behandlung gehören aber auch eine intensive Beratung und Aufklärung zu seinem Praxiskonzept. Wie die Immuntherapie speziell gegen Kopf-Hals-Tumoren eingesetzt werden kann, darüber informiert Dr. Bettinger im nachfolgenden Text.
Grundsätzlich ist das körpereigene Immunsystem in der Lage, Krebszellen zu erkennen und diese erfolgreich abzuwehren. Da manche Krebszellen allerdings Mechanismen entwickelt haben, der Zerstörung entgegenzuwirken, kann es dennoch zur Tumorbildung kommen. Einige Krebszellen tragen beispielsweise keine Moleküle auf der Zelloberfläche, die sie als Krankheitserreger oder körperfremd kennzeichnen und werden deshalb vom Immunsystem nicht beachtet. Andere Krebszellen produzieren Moleküle, die an bestimmte Rezeptoren auf der Oberfläche der T-Zelle andocken und drosseln dort die Zellaktivität, sodass das Immunsystem nicht mehr oder nur verlangsamt arbeitet. Lange Jahrzehnte war in der Therapie von HNO-Tumoren die Operation in Kombination mit einer Chemotherapie und/oder Bestrahlung der Goldstandard. Diese Therapie und die Kontrolle ihres Verlaufes haben natürlich weiterhin einen hohen Stellenwert.
Ergänzend zur klassischen Tumortherapie ermöglicht unser Wissen über Molekularbiologie, Tumorbiologie und Tumorimmunologie inzwischen allerdings eine therapeutische Methode, die dort ansetzt, wo der Tumor die Fähigkeit entwickelt hat, das Immunsystem so zu verändern, dass es ihn nicht identifiziert und das körpereigene Abwehr-System somit nicht ausreichend wirken kann. So sind jetzt immunologisch wirksame Substanzen verfügbar – Nivolumab und Penibrolizumab, künstlich hergestellte Antikörper – die zu den Check-Point-Inhibitoren gehören. Immun-Checkpoints sind Steuermoleküle auf den Oberflächen der T-Zellen. Ihre Aufgabe ist es, die Aktivität der T-Zellen zu regulieren und so eine Überreaktion des Immunsystems zu verhindern. Dies ist besonders wichtig, da bei einer Fehlregulation das Immunsystem im schlimmsten Fall körpereigene Zellen angreifen würde – wie es auch bei Autoimmunerkrankungen der Fall ist. Die künstlichen Antikörper binden an den PD1-Rezeptoren der T-Zellen, also der gleichen Oberfläche wie die Krebszellen an, die dadurch keine Möglichkeit mehr haben, sich an die gleiche Andockstelle zu setzen. So können die vom Tumor ausgehende Schwächung des körpereigenen Immunsystems verringert und die körpereigenen Systeme zur Tumorzell-Erkennung und Zerstörung verbessert werden. Im Vergleich zur Chemotherapie und der Bestrahlung unterdrücken immunonkologische Wirkstoffe das Immunsystem nicht, sondern aktivieren es.
Derzeit werden in verschiedenen klinischen Studien die Einsatzmöglichkeiten der Checkpoint-Inhibitoren vor allem in Kombination mit anderen Ansätzen geprüft. Ein Problem besteht sicherlich darin, dass noch Faktoren entwickelt werden müssen, die eine vernünftige Voraussage dazu ermöglichen, wie hoch die Ansprechrate bezogen auf den Tumor sein wird, da dieser Therapieansatz sehr kostenintensiv ist. HNO-Arzt Dr. Bettinger aus Bad Homburg rät Patienten außerdem, sich von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt eingehend über die Chancen und Risiken einer solchen Therapie aufklären zu lassen.